Nachdem wir schon einiges über die Symptome und Ursachen von Herzrhythmusstörungen berichtet haben, wollen wir uns heute mit Behandlungsmöglichkeiten beschäftigen. Die Therapie einer Herzrhythmusstörung hängt maßgeblich von der zugrunde liegenden Ursache ab. Besteht eine Grunderkrankung (z B. hoher Blutdruck, Schilddrüsenfunktionsstörung) die Herzrhythmusstörungen bewirkt, muss diese zunächst optimiert behandelt werden.
Zur gezielten medikamentösen Behandlung von akuten oder chronischen Herzrhythmusstörungen steht eine Vielzahl unterschiedlicher Medikamente zur Verfügung. Bei einigen Arten von Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern) sind zusätzlich spezielle gerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulantien wie z. B. Marcumar®) notwendig, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Diese könnten zur Embolie führen und die Gefäße anderer Organe verstopfen und so beispielsweise zu einem Schlaganfall führen.
Als Notfalltherapie bei bestimmten bedrohlichen Herzrhythmusstörungen werden die Defibrillation und die Kardioversion eingesetzt. Über zwei Kontakte, die auf den Brustkorb des Patienten gehalten werden, wird ein starker elektrischer Impuls abgegeben, der z. B. beim Kammerflimmern alle Herzmuskelzellen „gleichrichtet“ (Defibrillation) und so wieder ein koordiniertes Schlagen des Herzens ermöglicht. Ein mit dem elektrischen Herzzyklus synchronisierter elektrischer Impuls (Kardioversion), kann bei anderen Herzrhythmusstörungen, z. B. beim Vorhofflimmern, notwendig sein. Defibrillation und Kardioversion sind schmerzhaft und erfolgen nur beim bewusstlosen Patienten oder in Kurznarkose.
Das Herz sicher wieder in den Takt bringen
Wo die medikamentöse Therapie bei der Behandlung von Herzrhythmusstörungen unzureichend ist, gibt es weitere erprobte und sichere Behandlungsalternativen:
- Katheterablation
- Einpflanzung eines Herzschrittmachers
- Einpflanzung eines Cardioverter-Defibrillators (ICD)
Der Auslöser der Herzrhythmusstörung kann gezielt ausgeschaltet werden
Bei der Herzkatheterablation wird mit Hilfe eines speziellen Katheters dort im Herzen eingegriffen, wo die Rhythmusstörung ausgelöst oder aufrechterhalten wird. Dieses Verfahren wird bei vielen verschiedenen Herzrhythmusstörungen angewandt, welche die Betroffenen stark belasten oder bedrohen und Medikamente unzureichend wirksam sind
Durch eine Elektrophysiologische Untersuchung (EPU) kann die erkrankte Stelle im Herzen genau lokalisiert werden. Nach einer örtlichen Betäubung in beiden Leisten bringen wir in die jeweiligen Venen eine Kunstoffschleuse ein. Anschließend werden unter Röntgenkontrolle die für den Eingriff nötigen Elektrodenkatheter zum rechten Herzen vorgeschoben. Nun erfolgt je nach Fragestellung eine programmierte Erregung des Gewebes zur Auslösung und Analyse der Herzrhythmusstörung. Genau am Ort der Herzrhythmusstörung platzieren wir dann den Ablationskatheter und verödet das für die Rhythmusstörung verantwortliche Gebiet mit Hilfe von Hochfrequenzstrom, der zu einem Temperaturanstieg im Gewebe führt.
Nach erfolgter Ablation versucht man die Herzrhythmusstörung, ggf. mit medikamentöser Unterstützung oder mit einer Reizung der Muskulatur durch elektrische Impulse, erneut auszulösen, um den Behandlungserfolg zu kontrollieren.
Ein Herzschrittmacher kann das erkrankte Reizbildungs- und Reizleitungssystem ersetzen
Bei bestimmten Formen von Herzrhythmusstörungen kann durch die Einpflanzung eines Herzschrittmachers das defekte Reizbildungssystem ersetzt und/oder das Reizleitungssystem überbrückt werden. Grundsätzlich besteht ein Herzschrittmachersystem mindestens aus zwei Teilen, einem Aggregat mit Batterie und einer Schrittmachersonde.
Platzierung eines Herzschrittmachers
Das so genannte Aggregat beinhaltet die gesamte Elektronik des Herzschrittmachers sowie die Lithium-Batterie, die je nach Inanspruchnahme zwischen 6 und 10 Jahren hält. Inzwischen sind die Aggregate der gängigen Herzschrittmacher nur noch streichholzschachtelgroß. In einem vergleichsweise kleinen chirurgischen Eingriff wird unter örtlicher Betäubung das Aggregat unterhalb des Schlüsselbeines unter die Haut eingepflanzt. Die zur Stimulation des Herzens notwendige Herzschrittmachersonde wird nach Freilegung und Punktion einer Vene in das Herz vorgeschoben, dies geschieht unter Röntgendurchleuchtung. Die Herzschrittmachersonde hat an ihrer Spitze einen kleinen Widerhaken oder eine kleine Schraube, um die Sonde zielgenau im Herzen zu befestigen.
Verschiedene Arten von Herzschrittmachern
Mit einem Einkammerschrittmacher wird entweder nur der rechte Herzvorhof oder nur die rechte Herzkammer stimuliert. Diese Art Herzschrittmacher benötigt nur eine Herzschrittmachersonde. Sofern keine Eigenaktivität des Herzens vorliegt, sendet der Schrittmacher elektrische Impulse in das Herz und veranlasst Herzvorhof oder Herzkammer sich zusammenzuziehen.
Der Zweikammerschrittmacher kann den rechten Herzvorhof und die rechte Herzkammer, im Ausnahmefall auch die linke Herzkammer, stimulieren und benötigt in der Regel zwei Herzschrittmachersonden. Zweikammerherzschrittmacher steuern Herzvorhof und Herzkammer aufeinander abgestimmt.
Spezielle so genannte Dreikammerherzschrittmacher zur Cardialen Resynchronisationstherapie(CRT) verfügen über mindestens drei Herzschrittmachersonden mit denen rechter Herzvorhof sowie linke und rechte Herzkammer stimuliert werden können. Diese Systeme werden zur Behandlung der Herzschwäche eingesetzt, wenn das Herz nicht mehr synchron, d.h. nicht mehr auf einander abgestimmt, schlägt.
Herzschrittmacher verfügen heute über spezielle Sensoren, welche automatisch die Herzfrequenz an die Lebensvorgänge des Patienten anpasst. So steigt z. B. bei körperlicher Betätigung die Herzfrequenz den individuellen Bedürfnissen des Herzschrittmacherträgers entsprechend an.
Ein implantierbarer Cardioverter-Defibrillator (ICD) kann den plötzlichen Herztod verhindern
Bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen, z. B. bei ventrikulärer Tachykardie oder Kammerflimmern, kann ein ICD das Leben des Betroffenen retten. Über die eingepflanzte Herzkammerelektrode überwacht der Defibrillator die Herztätigkeit. Registriert der ICD eine gefährliche Herzrhythmusstörung, kann er schmerzfreie Stromstöße abgeben um das Herzrasen zu beenden. Bei Herstillstand infolge von Kammerflimmern defibrilliert der ICD automatisch. Somit schützt ein ICD den Träger wirksam gegen den plötzlichen Herztod.
Ein ICD besteht wie ein üblicher Herzschrittmacher aus Aggregat und Sonden. Das Aggregat eines ICD ist allerdings etwas größer als bei einem normalen Herzschrittmacher, da mehr Batteriekapazität benötigt wird. Die Lithium-Batterie eines ICD hält je nach Inanspruchnahme zwischen 4 und 8 Jahren. Die Einpflanzung ist technisch mit der Implantation eines normalen Schrittmachers vergleichbar. Da nach erfolgter Einpflanzung die Funktionsfähigkeit des ICD getestet werden muss, hierzu wird beim Patienten aktiv ein Kammerflimmern ausgelöst, wird der Eingriff meist in Kurznarkose durchgeführt.
Sicherheit durch modernste Medizintechnik
Die Einpflanzung eines Herzschrittmachers erfolgt meistens in örtlicher Betäubung und beim wachen Patienten. Ein ICD pflanzen wir aufgrund der beschriebenen Testung überwiegend in Kurznarkose ein. Vor Eingriffsbeginn muss der Patient aus hygienischen Gründen mit einem großen sterilen Tuch abgedeckt werden. Während des Eingriffs wird der Patient mit Hilfe von modernstem Kreislauf- und Atmungsmonitoring überwacht. In Abhängigkeit von dem einzupflanzenden Herzschrittmacher und der benötigten Sondenanzahl dauert die Implantation in der Schüchtermann-Klinik zwischen 25 und 40 Minuten.
Katheterablation und Einpflanzung eines Herzschrittmachers: Sicher und erfolgreich
Die Katheterablation gilt als besonders elegante und erfolgreiche Behandlungsmethode, da in Abhängigkeit von der vorliegenden Herzrhythmusstörung viele Patienten als geheilt bzw. gebessert entlassen werden können. Die Ablationstechnik hat sich in den letzten Jahren sehr verfeinert und das Eingriffsrisiko ist sehr gering. Nach erfolgreicher Ablation können die allermeisten unserer Patienten auf eine weitere medikamentöse Behandlung verzichten, viele gelten als geheilt.
In der Bundesrepublik werden jährlich über 20.000 Herzschrittmacher und ca. 6.000 ICD eingepflanzt. Auch bei diesen Eingriffen ist das Eingriffsrisiko ist sehr gering. Der therapeutische Erfolg ist einer alleinigen medikamentösen Therapie deutlich überlegen. Technisch sind die Herzschrittmacher heute so ausgereift, dass ihre Funktion den Patientenbedürfnissen genauestens angepasst werden kann. Viele Träger eines Herzschrittmachers fühlen sich nach kurzer Zeit wieder wie vor dem Einsetzen des Herzschrittmachers und können ihren ganz normalen Alltag leben. Sie bemerken zumeist nicht, dass ihr Herz künstlich im Takt gehalten wird.
Dennoch muss ein Herzschrittmacherpatient einige Sicherheitshinweise beachten. Der Schrittmacherausweis sollte immer mitgeführt werden und z. B. bei Flugreisen dem Sicherheitspersonal gezeigt werden. Kontrollschleusen und Handmetalldetektoren stören die Herzschrittmacherfunktion. Auch die elektrische Zündung eines Motors kann zu Störungen der Herzschrittmacherfunktion führen, wenn sich der Herzschrittmacherträger mit dem Oberkörper über einen laufenden Motor beugt.
Warnsymbol für Patienten mit Herzschrittmachern
Außerdem sollten sich Herzschrittmacherpatienten von den folgenden möglichen elektromagnetischen Störquellen fernhalten, in deren Nähe meist auch entsprechende Warnschilder angebracht sind:
- Lichtbogen- und Widerstandsschweißgeräte
- Induktionsöfen oder elektrische Heizanlagen
- Elektrische Öfen zur Stahlerzeugung
- Große Generatoren
- Rundfunksender
Herzschrittmacherträger dürfen keinesfalls in einem Magnetresonanztomographen (MRT) untersucht werden oder in dessen unmittelbare Nähe kommen. Durch das starke magnetische Feld des MRT könnte eine lebensbedrohliche Situation für den Herzschrittmacherträger entstehen.
In der Schüchtermann-Klinik bieten wir unseren Herzschrittmacherpatienten eine ambulante Kontrolle des Herzschrittmachers und seiner Funktionen an. In der Herzschrittmacherambulanz erhalten unsere Patienten auf Wunsch auch verschiedene Informationsbroschüren zum Thema Herzschrittmacher.
Ihre herzchirurgische Abteilung der Schüchtermann-Klinik
4 Kommentare
Michaela
Hallo zusammen,
danke für die Infos. Ich finde es gut, dass Sie ambulante Kontrollen anbieten. Mein Vater geht nicht so gerne ins Krankenhaus mit seinem Schrittmacher. Was ich mich frage ist, ob die Diebstahlsicherung in den Geschäften die Herzschrittmacher nicht auch beeinflussen können. Ich denke zwar dass das nicht der Fall sein sollte, wenn aber ein Gerät einmal defekt sein sollte ist es schon zu spät. Ich finde diese Anlagen sogar als gesunder Mensch nicht angenehm und schaue, dass ich da immer schnell durch bin.
Schüchtermann-Klinik
Liebe Michaela,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Zur Auswirkung von Diebstahlsicherungen darf ich Sie vielleicht auf diese Seite verweisen: https://www.kardiologie.org/elektronischer-diebstahlschutz-bleibt-fuer-schrittmacherpatiente/10280062. Tatsächlich können diese negative Auswirkungen auf Herzschrittmacher haben, aber dies ist eher selten und nur, wenn man sich länger in der Nähe dieser Geräte aufhält.
Klaus
Hallo, mein Schwiegervater hatte über 30 Jahre einen Schrittmacher, letzte Woche sollte er wieder einen neuen bekommen, nun wurde angeblich festgestellt das er geheilt sei und er keinen mehr braucht. Ist das möglich?
Lg
Schüchtermann-Klinik
Guten Tag,
das ist durchaus möglich, dass sich das Herz wieder erholt. Wenn Sie sich unsicher sind, empfehlen wir, eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen. Dies ist auch bei uns möglich.
Herzliche Grüße und alles Gute!