Vernetzte Medizin wird bei uns großgeschrieben

Am vergangenen Mittwoch konnten wir unser 25-jährige Bestehen als integriertes Herzzentrum mit einer Veranstaltung in der OsnabrückHalle begehen. Im Jahr 1993 kam zu der bereits bestehenden kardiologischen sowie der Rehabilitationsabteilung die Herzchirurgie in Bad Rothenfelde hinzu, führte Geschäftsführer Prof. (Hon.) Dr. Michael Böckelmann aus. Dieser integrierte Ansatz sei damals einzigartig gewesen und konnte in dieser Form bis heute nur an wenigen Stellen in Niedersachsen verwirklicht werden. Die integrierte und interdisziplinäre Herzmedizin nehme eine immer größere Bedeutung in der Versorgung herzkranker Patienten ein, so Prof. Böckelmann. Deshalb sollte die Veranstaltung zukunftsweisende Therapien vorstellen und zeigen, wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit funktionieren könne.

 

Herzzentrum als Erfolgsgeschichte

Prof. Joachim Thale, Chefarzt Kardiologie, freute sich über das große Interesse an der Jubiläumsveranstaltung. Die Entwicklung des integrierten Herzzentrums sei ein konsequenter Schritt, an dem Dr. Rainer Buchwalsky, erster Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Schüchtermann-Klinik, einen entscheidenden Anteil gehabt habe. Damals sei allerdings noch nicht zu ahnen gewesen, welche Erfolgsgeschichte das Herzzentrum nehmen würde. Es habe sich zu einer überregional kooperierenden Institution in der Patientenversorgung entwickelt. Durch vielfältige Initiativen in der Klinik und darüber hinaus habe Prof. Henning Warnecke das Herzteam mit Leben erfüllt. Das finde auch im gemeinsamen Herzzentrum von Schüchtermann-Klinik, Marienhospital Osnabrück und Klinikum Osnabrück Ausdruck.

Prof. Warnecke sprach zum Thema „Klug entscheiden – Komplexitätsreduktion der Herzchirurgie“ und ging auf verschiedene Fälle und ihre erfolgreiche Behandlung ein. Erfolg habe mit Zusammenarbeit zu tun. In der Schüchtermann-Klinik werde diese großgeschrieben. Zugleich warnte der Chefarzt davor, allen technologischen Neuerungen nachzulaufen. Man sei gut beraten, wenn man Neuerungen mit Vorsicht betrachte und genau untersuche, wie diese zum Wohl des Patienten eingesetzt werden könnten.

 

Herzmedizin von morgen

Prof. Nicolas Doll, Ärztlicher Direktor der Sana Herzchirurgie Stuttgart, ging ebenfalls auf die Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor ein. Das Thema erläuterte er am Beispiel der Behandlung einer höhergradigen Mitralklappenschwäche. Es gebe viele schonende Verfahren, die auf dem Markt seien oder noch kommen würden. Es mache Spaß, Mitralklappen im Team zu operieren. Die Zukunft werde es mit sich bringen, verschiedene Verfahren zu kombinieren und so noch mehr Patienten helfen zu können. Die komplexen Rahmenbedingungen der Herzmedizin würden eine Teamarbeit künftig immer stärker forcieren.

Prof. Christian Hamm, Direktor der Abteilung Kardiologie an der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim, stellte die „Kardiologie von morgen“ vor und erläuterte diese am Beispiel der Aortenklappe. Die invasive Implantation einer künstlichen Herzklappe entwickle sich zum neuen Goldstandard. Auf der einen Seite sei die heutige hohe Lebenserwartung im Wesentlichen auf die Herzmedizin zurückzuführen. Allerdings müsse sich die Kardiologie den Herausforderungen der alternden Bevölkerung, des Fachkräftemangels und den höheren Patientenerwartungen stellen. Die Telemedizin werde auch in der Kardiologie immer maßgebender, so Prof. Dr. Hamm, ihr gehöre die Zukunft. Dennoch sei er überzeugt, dass es trotz aller technischen Entwicklungen in absehbarer Zeit keine „arztlose Zukunft“ geben werde.

 

Herzinsuffizienz als Netzwerkaufgabe

Prof. Gerold Mönnig, Chefarzt Kardiologie, Schwerpunkt Rhythmologie, an der Schüchtermann-Klinik berichtete über die Arbeit des Herzteams im klinischen Alltag. Mittlerweile gehörten zahlreiche Berufsgruppen und Fachleute dazu. Denn es müssten immer mehr Aspekte der integrierten Patientenversorgung im Herzteam berücksichtigt werden. Erfolgsversprechend seien die interdisziplinären Teamentscheidungen dann, wenn sie weitestgehend frei von wirtschaftlichen oder egoistischen Aspekten seien. Prof. Mönnig betonte: Es gebe nur noch eine Herzmedizin. In diesem Zusammenhang rief er dazu auf, auch die niedergelassenen Kardiologen und Hausärzte stärker einzubinden.

Prof. Jürgen Sindermann (Chefarzt Rehabilitation und Ambulanz für fortgeschrittene Herzinsuffizienz in der Schüchtermann-Klinik) informierte über das Thema Herzinsuffizienz als Netzwerkaufgabe. 1,6 Millionen Patienten in Deutschland seien von Herzinsuffizienz betroffen. Die Behandlungsansätze seien so vielfältig wie die Ursachen, die zu ihr führten. Neben den ärztlichen und pflegerischen Kollegen sowie ambulanten Therapeuten müsste auch das häusliche Umfeld der Patienten einbezogen werden. Der Chefarzt erläuterte, dass die Klinik Herzinsuffizienzzentrum geworden sei und damit den Netzwerkgedanken noch weiter stärke: „Ein optimales Ergebnis wird nur mit vereinten Kräften erzielt.“ Dies bekräftigte von Seiten der Patienten auch der Vorsitzende der Selbsthilfegruppe für mechanische Herzunterstützung „DoppelHerzen“ durch seine Anwesenheit. Beim abschließenden Empfang konnten die Inhalte der Vorträge von den 150 Besuchern noch in ungezwungener Runde diskutiert werden.

 

Daniel Meier