Wenn eine konventionelle Herzklappenoperation nicht in Frage kommt
Die Mitralklappeninsuffizienz stellt die häufigste Form einer Herzklappenundichtigkeit (Insuffizienz) dar und betrifft Millionen von Menschen weltweit. Je nach Ausprägung der klinischen Symptome (Dyspnoe, Herzrhythmusstörungen usw.), Schweregrad der Herzklappen-Insuffizienz und Art der Veränderungen an der betroffenen Herzklappe wird über eine medikamentöse oder herzchirurgische Therapie (Mitralklappenrekonstruktion / Mitralklappenersatz) entschieden.
In den letzten Jahren kam eine drítte Behandlungsoption hinzu, die kathetergestützte Mitralklappenrekonstruktion mittels MitraClip®-System (Fa. Abbott). Dieses schonende Behandlungsverfahren wird seit 2010 in der Schüchtermann-Klinik erfolgreich angewendet.
Bei den mit dem MitraClip®-System durchgeführten Behandlungen handelt sich ausnahmslos um Patienten, deren klinische Beschwerden bisher nicht vermindert werden konnten, bei denen eine medikamentöse Therapie also nicht effektiv ist und das Risiko für einen großen herzchirurgischen Eingriff als zu hoch eingestuft wird.
Schonende Herzklappenrekonstruktion durch moderne Kathetertechnik
Das kathetergestützte Verfahren wird im Hybrid-OP am schlagenden Herzen und ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Die Patienten erhalten eine Allgemeinanästhesie und werden beatmet, der Brustkorb des Patienten muss aber nicht geöffnet werden. Unter radiologischer und echokardiographischer (TEE) Kontrolle wird über einen venösen Zugang im Leistenbereich (ca. 8 mm Durchmesser) der Therapiekatheter zum Herzen vorgeschoben und durch die Vorhofscheidewand zur erkrankten Mitralklappe geführt.
Danach werden unter kontinuierlicher 3–dimensionaler echokardiographischer Kontrolle die beiden Segel der Mitralklappe an der maximalen Durchtrittsstelle der Mitralklappeninsuffizienz mittels eines Clips punktuell miteinander verbunden. So werden die Mitralklappensegel zusammengezogen und die Herzklappe kann wieder besser schließen. Je nach erreichter Reduktion der Mitralklappeninsuffizienz besteht die Möglichkeit, einen weiteren Clip zu platzieren.
Nach Überprüfung der stabilen Lage des Clips wird er vom Einführbesteck losgelöst und der Katheter zurückgezogen. Die Eingriffsdauer beträgt ca. 2 Stunden.
Schnelle Genesung durch schonende Behandlungsmethode
Nach dem Eingriff werden die Patienten kurz auf der Intensivstation überwacht. Die stationäre Entlassung kann innerhalb weniger Tage nach dem Eingriff erfolgen, auf eine körperliche Schonung in den ersten 1-2 Monaten nach der Clip-Implantation (eine Heilungsphase des Clips) sollte geachtet werden.
Die Ergebnisse der bisher publizierten Studien und Kongressberichte zeigen bei erfolgreicher MitraClip®-Implantation eine dauerhafte Reduktion der Mitralklappeninsuffizienz. Dies geht mit einer Verbesserung der klinischen Symptomatik sowie einer Rückentwicklung vergrößerter Herzhöhlen einher. Die Erkenntnisse, die bisher in der Schüchtermann-Klinik bei mittels MitraClip®-System behandelten Patienten gewonnen wurden, sind ebenfalls positiv. Bei den behandelten Patienten konnte ein MitraClip® erfolgreich implantiert werden und eine deutliche Verringerung der zuvor schweren Mitralinsuffizienz erreicht werden.
Die Methode wird als Ergänzung zu den etablierten Verfahren sicherlich einen wichtigen Stellenwert in der Behandlung der Mitralinsuffizienz erreichen.
Reduktion der Mitralklappeninsuffizienz durch MitraClip®-Implantation
Links: hochgradige Insuffizienz vor Implantation
Rechts: leichtgradige Insuffizienz nach Implantation
Ihr interdisziplinäres Herzklappen-Team
1 Kommentar
Gustav Sucher
Wenn ich das richtig verstehe, dann ist das eigentlich nur eine Naht im Innern des Körpers. Oder habe ich da irgendetwas falsch verstanden. Ich frage mich nur, wie die Ärzte da etwas sehen können. Schon erstaunlich, dass ein Mensch so schnell wieder fit ist. Danke für den tollen Blog Beitrag zur Herz-OP!