Interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Wohle des Kunstherzpatienten

In unserer Klinik für Herzchirurgie werden seit dem Jahr 2011 alle heutzutage gängigen Herzunterstützungssysteme implantiert. Ein spezielles Team bestehend aus Herzchirurg, Intensivpflegepersonal und sog. VAD-Koordinatoren kümmert sich 24 Stunden am Tag um die Patienten.

Nach der ersten postoperativen Phase werden die Patienten in die Rehabilitationsklinik verlegt, wo ebenfalls ein speziell auf die Therapie dieser Patienten ausgerichtetes Team die weitere Mobilisierung übernimmt als auch die Entlassung des Patienten in die häusliche Atmosphäre vorbereitet. Dazu sind umfassende Schulungen der Betroffenen und ihrer Angehörigen, aber auch die ständige Erreichbarkeit eines Ansprechpartners erforderlich, der sich in der Technik und dem Einsatz der verschiedenen Herzunterstützungssysteme (auch: VAD-Systeme, VAD = ventricular assist devices) und des vollständigen Herzersatzes (TAH = Total artificial heart) auskennt.

Unser interdisziplinäres Team aus Rehabilitationsmedizinern und Herzchirurgen, das sich wöchentlich mehrfach trifft und gemeinsame Visiten abhält, hat seit Einführung der Kunstherztherapie in Bad Rothenfelde spezielle Diagnose- und Therapieempfehlungen für VAD-Patienten entwickelt, die seitdem ständig dem neuesten Stand der Wissenschaft und klinischen Praxis angepasst werden.

Herzerfrischend LEW4083-e1444044455924 Mit künstlicher Herzunterstützung zurück zu mehr Lebensqualität - Teil 2 Diagnose und Therapie  Wundpflege VAD Kunstherz interdisziplinär Herzunterstützungssystem

Ein interdisziplinäres Team betreut unsere Kunstherz-Patienten: Dr. Schulte Eistrup (Oberarzt der Herzchirurgie), Prof. Dr. Reiss (Oberarzt der Rehabilitation), Prof. Dr. Warnecke (Chefarzt der Herzchirurgie), Frau Bartsch(Oberärztin der Rehabilitation) und Dr. Willemsen (Chefarzt der Rehabilitation).

 

Compliance: Kunstherzpatienten arbeiten mit

So werden die Patienten mit einem eigens entwickelten, individuell ausgerichteten Rehabilitationsprogramm auf ihre Entlassung nach Hause vorbereitet. Je nach Art und Dauer der Herzschwäche vor der Implantation kann es einige Monate dauern, bis ein entsprechender Muskelaufbau und das notwendige Maß der Mobilität wieder erreicht sind. Dazu muss der Patient detaillierte Kenntnisse über das bei ihm implantierte System besitzen. Er muss sich sowohl mit der Energieversorgung seiner Herzunterstützung auskennen als auch den mehrmals täglich notwendigen Wechsel der Batterien problemlos durchführen können.

Alle Patienten mit einem Herzunterstützungssystem erhalten wegen des in den Körper implantierten Fremdmaterials und der Gefahr der Gerinnselbildung Medikamente, die das Blut verdünnen. Die Blutverdünnung, die in der Regel mit dem Medikament Marcumar durchgeführt wird, muss regelmäßig durch den Patienten selbst – wie bei einer Blutzuckerbestimmung – kontrolliert werden („INR-Selbstmanagement“). Nur bei sorgfältiger Überwachung der Blutverdünnungstherapie lassen sich Komplikationen wie Gerinnselbildung oder Blutung vermeiden.

 

 

Schulungen in Wundpflege

Sehr wichtig ist auch die Wundpflege. Obwohl die Systeme der jüngeren Generation nahezu komplett in den Körper des Patienten implantiert werden, wird die Energieversorgung bis zum heutigen Tage über ein durch die Bauchdecke des Patienten geführtes Kabel („Driveline“) sichergestellt. Dieses Kabel ist mit einem äußeren Antrieb verbunden, der auch mit Akkus betrieben und in einem Trolley oder Rucksack mitgeführt werden kann. Die Eintrittsstelle des Kabels in den Körper kann – gerade bei mehrmonatiger oder gar lebenslanger Kreislaufunterstützung – eine Eintrittspforte für Keime bilden und ist daher sehr sorgfältig zu beobachten. Um eine Infektion an dieser Stelle zu verhindern, bedarf es umfangreicher Kenntnisse in der sterilen Wundpflege.

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Auch noch einer Kunstherz-Operation können schon bald wieder erste Spaziergänge durch den Klinikpark auf dem Programm stehen.

Man sieht an dieser Auflistung, dass während des Aufenthaltes in der Rehabilitation der Patient nicht nur körperliche Fähigkeiten wiedererlangen, sondern auch eine Vielzahl spezieller Kenntnisse erwerben muss, um die Therapie erfolgversprechend mit einer für ihn akzeptablen Lebensqualität zu erreichen.

 

Prof. Dr. Reiss