Wie kaum eine andere Erkrankung stellt die schwere Form der Herzschwäche (Herzinsuffizienz) eine erhebliche Belastung im Alltag der Betroffenen dar. Lebensfreude und Lebensqualität leiden sehr unter der in der Regel langsam, aber stetig abnehmenden Pumpleistung des Herzens. Wenn Luftnot auch in Ruhe besteht, muss eine Herztransplantation in Erwägung gezogen werden.

Nur sehr selten stehen geeignete Spenderorgane zeitnah zur Verfügung, daher ist mit einer durchschnittlichen Wartezeit von mehreren Monaten zu rechnen. Während dieser Zeit können Kunstherzsysteme das Überleben bis zur Herztransplantation sichern. Aber auch als Langzeittherapie werden künstliche Herzpumpen heute erfolgreich eingesetzt, wenn eine Herztransplantation aufgrund von Begleiterkrankungen oder aufgrund des hohen Alters nicht in Frage kommt.

 

Überbrückung der Wartezeit

Ist das Voranschreiten der Herzinsuffizienz durch konventionelle Therapiemaßnahmen nicht mehr aufzuhalten, wird im fortgeschrittenen Krankheitsstadium in spezialisierten Zentren die Indikation zur Herztransplantation geprüft und der Patient bei entsprechender Eignung bei Eurotransplant, der zentralen Vergabestelle für Spenderorgane mit Sitz in Leiden, gemeldet.

Herzerfrischend 2.-HeartWare1 Mit künstlicher Herzunterstützung zurück zu mehr Lebensqualität - Teil 1 Diagnose und Therapie  Kunstherz Herzunterstützungssystem Herztransplantation Herzinsuffizienz

Hier sehen Sie ein HeartWare-Kunstherz mit seiner dünnen und flexiblen Driveline.

Zur Überbrückung der Wartezeit auf ein Spenderherz können Herzunterstützungssysteme die Funktion des erkrankten Herzens ganz oder teilweise übernehmen. Heute steht eine Vielzahl von unterschiedlichen Herzpumpen je nach Art der Herzerkrankung als Links- oder Rechtsherzunterstützung oder zur vollständigen Unterstützung der Pumpleistung des Herzens zur Verfügung. Sie unterscheiden sich in der Größe und der Art ihres Antriebs.

Grundsätzlich unterscheidet man Systeme der künstlichen Herzunterstützung vom vollständigen Herzersatz, dem Kunstherz. Sämtliche Systeme bieten den Betroffenen in den meisten Fällen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.

 

Wie funktionieren Herzunterstützungssysteme?

Seit den Anfängen der künstlichen Herzunterstützung in den 1980er Jahren haben sich diese Systeme rasant entwickelt und verbessert. Heute werden kleinere Pumpkammern und Antriebe bevorzugt. Die aktuell implantierten Herzunterstützungssysteme werden zumeist mit einer Axial- oder Zentrifugalpumpe angetrieben. Sie gewährleisten – wie sonst beim Herzen üblich – keinen pulsatilen, sondern einen kontinuierlichen Blutfluss von bis zu zehn Litern pro Minute. Damit können diese Systeme die Kreislauffunktion des erkrankten Herzens vollständig übernehmen und alle lebenswichtigen Organe (Gehirn, Niere, Leber) mit ausreichend Blut versorgen.

Herzerfrischend 1.Thoratec Mit künstlicher Herzunterstützung zurück zu mehr Lebensqualität - Teil 1 Diagnose und Therapie  Kunstherz Herzunterstützungssystem Herztransplantation Herzinsuffizienz  Das HeartMate II® (Thoratec Corporation)

Zunehmend können Patienten mit einem Herzunterstützungssystem während der zum Teil auch über Jahre andauernden Wartezeit auf ein Spenderherz nach entsprechender Rehabilitation nach Hause entlassen werden. Als Konsequenz aus den sehr guten Erfahrungen mit der zur Überbrückung eingesetzten, oft langfristigen Kunstherzimplantation werden diese Systeme in jüngerer Zeit auch vermehrt zur Langzeittherapie („Destination therapy“) genutzt.

Mehr zu der interdisziplinären Zusammenarbeit in der Schüchtermann-Klinik und der Einbeziehung der „Kunstherz“-Patienten in den Genesungsprozess können Sie hier lesen.

 

Prof. Dr. Reiss