Studentengruppe präsentiert Prototypen auf der weltgrößten Spielemesse
Am 5. Augst brach eine kleine Delegation der Schüchtermann-Klinik nach Köln zur Gamescom auf. Grund für den Besuch war die Ausstellung der „ExcitingErgoRides“ auf der weltweit größten Messe für Computerspiele. „ExcitingErgoRides“ ist ein Radfahrspiel, welches in Zukunft helfen könnte, Patienten mit Defiziten in ihrer Ausdauerleistung spielerisch wieder an sportliche Betätigungen zu gewöhnen. Der Prototyp wurde in einer mehrjährigen Zusammenarbeit zwischen der TU Dortmund und uns entwickelt und hat mittlerweile einen Reifegrad erreicht, der sich sehen lassen kann – sogar auf der Gamescom!
Die Gamescom lockt jährlich mehr als 300.000 Besucher nach Köln. Für viele Fans von Computerspielen ist diese Messe das Highlight in jedem Jahr. Kritisch bewertet werden hier die neuesten Versionen verschiedenster Kassenschlager der Spieleindustrie nach der Qualität ihrer Grafik und dem „gameplay Faktor“. Der „gameplay Faktor“ steht für den Spaßfaktor des Spiels.
Super Zusammenarbeit von Klinik und TU Dortmund
Die „ExcitingErgoRides“ sind der Nachfolger des CordiAAL Projektes aus dem Vorjahr. „Gemeinsame Projekte der Forschungsgruppe der Rehabilitation der Schüchtermann-Klinik und der TU Dortmund gehören schon zur guten Tradition“, so der Leiter der studentischen Projektgruppe Prof. Heiko Krumm. Auch Dr. Detlev Willemsen, Chefarzt unserer Rehabilitation, freut sich über die fruchtbare Zusammenarbeit: „Dieser Fahrradsimulator wurde mit wechselnden Studentengruppen in den letzten drei Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Wir sind immer wieder überrascht von den beeindruckenden Ergebnissen.“
Student Julian Rick auf dem neuen Prototypen der ExcitingErgoRides. Der Bildschirm links zeigt das Bild, welches der Fahrer verschmolzen dreidimensional sieht. Das Ergometer ist an den Computer auf dem Schreibtisch angeschlossen.
Die Grafik und der „gameplay Faktor“ haben sich im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich verbessert. Der neue Prototyp besteht aus zwei Kernelementen: einer hochmodernen 3D-Brille (Oculus Rift DK2) und einem Fahrradergometer, welches als Spiele-Controller zum Einsatz kommt. Mit dem Aufsetzen der Brille verschmilzt der Spieler regelrecht mit der virtuellen Welt. Bewegungen aus der realen werden in die virtuelle Welt übertragen. So verfügt das Ergometer neben den üblichen Funktionen auch über eine Bremse und einen schwenkbaren Lenker, deren Bedienungen direkt in das Spiel einfließen. Darüber hinaus ist das Ergometer auf einer Rüttelplatte (speziell angefertigt als Industrieprodukt in Australien) angebracht, die Holpersteine auf den Wegen in der virtuellen Welt direkt wahrnehmbar werden lässt. Auch das Gefühl, sich in eine Kurve zu legen, wird durch die Platte wiedergegeben.
Ergometer-Training mit „gameplay Faktor“
In der medizinischen Rehabilitation von Patienten mit Herzkrankheiten kommt das „normale“ Ergometer häufig zum Einsatz. Der Student Eric Ruider langweilt sich bereits bei der Vorstellung, das Training immer an gleicher Stelle durchführen zu müssen: „Ergometer-Training im tristen Trainingsraum kann ziemlich dröge sein.“ Die „ExcitingErgoRides“ liefern die gewünschte Abwechslung: „Mit unseren Erlebniswelten möchten wir diese Trainingsmethode spannender gestalten. In unseren virtuellen Welten können die Patienten Erkundungstouren starten, Aufgaben erfüllen und dadurch Punkte sammeln.“ Spielerisch soll so die Motivation der Patienten nachhaltig gesteigert werden.
Derzeit gibt es sechs Erlebniswelten. Der Spieler kann sich entscheiden, ob er lieber schwerelos im Weltall zwischen Sternen fahren möchte oder auf einer einsamen Insel auf Entdeckungstour geht. Eines haben die Erlebniswelten gemeinsam: Sie sind alle noch recht unbewohnt. „Das Programmieren von Personen oder Tieren ist nicht ganz einfach“ erklärt Karolina Hilkens, „es kann aber in zukünftigen Versionen durchaus möglich sein, dass sich zwei Spieler in der Erlebniswelt begegnen und diese gemeinsam erkunden.“
v.l.n.r. Professor Heiko Krumm, Julian Rick, Oliver Dohndorf, Andreas Beckmann, Jan-Dirk Hoffmann, Tobias Heinlein, Pia Wierzoch, Dr. Detlev Willemsen, Björn Hlava, Eric Ruider, Thomas Schmidt. Sitzend: Karolina Hilkens, Jörn Esdohr
Nicht nur die Delegation der Schüchtermann-Klinik ist beeindruckt, was die Studenten nach ihren Vorgaben erneut auf die Beine gestellt haben. Auch die Besucher der Gamescom bleiben interessiert an dem Messestand stehen und testen neugierig die „ExcitingErgoRides“. Hier finden Sie noch einmal einige komprimierte Informationen zum Projekt. Wir sind gespannt, wie sich dieses Projekt weiter entwickelt und freuen uns schon jetzt auf die Präsentation der nachfolgenden Studentengruppe im nächsten Jahr: „Gamification“.
Lena Guth
2 Kommentare
Dan
Anschaulicher Bericht über ein sehr interessantes Projekt. Forschung soll den Menschen dienen. Dieses Prinzip dürfte hier gewährleistet sein (Forschung und praktische Anwendung zum Wohl von Patienten und Patientinnen, zur Prophylaxe usw.). Ich wünsche Erfolg für die weiteren Aktivitäten. Dan.
Schüchtermann-Klinik
Vielen Dank! Wir informieren an dieser Stelle regelmäßig über unsere neusten Forschungsaktivitäten und wünschen weiterhin eine interessante Lektüre!